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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Heute wollen wir dieser Frage nachgehen. Wie
leben Christen - wie leben wir als Christen in dieser Gemeinde?
Epheser 4,22-32 Darum legt die Lüge ab und redet die Wahrheit, ein jeder mit seinem Nächsten, weil wir untereinander Glieder sind. Zürnt ihr, so sündigt nicht; lasst die Sonne nicht über eurem Zorn untergehen, und gebt nicht Raum dem Teufel. Wer gestohlen hat, der stehle nicht mehr, sondern arbeite und schaffe mit eigenen Händen das nötige Gut, damit er dem Bedürftigen abgeben kann. Lasst kein faules Geschwätz aus eurem Mund gehen, sondern redet, was gut ist, was erbaut und was notwendig ist, damit es Segen bringe denen, die es hören. Und betrübt nicht den heiligen Geist Gottes, mit dem ihr versiegelt seid für den Tag der Erlösung. Alle Bitterkeit und Grimm und Zorn und Geschrei und Lästerung seien fern von euch samt aller Bosheit. Seid aber untereinander freundlich und herzlich und vergebt einer dem andern, wie auch Gott euch vergeben hat in Christus. Was passiert, wenn ich Christ werde? Ein Alltagsbild soll uns hier helfen zu verstehen. Ablegen sollen wir den alten Menschen mit seiner Gier. Was könnte gemeint sein? In den 10 Geboten lautet das 10. Gebot: Du sollst nicht begehren! An diesem Gebot orientiert sich die Aufforderung, das Begehren abzulegen. Wenn ich Christ werde, werde ich frei von dem Wunsch, selbst wie Gott zu sein, gut und böse selbst beurteilen zu können, mein Leben im Griff zu haben, Recht zu behalten bis zum Ende. Ablegen heißt, ich gestehe ein, ich bin nicht die Größte, ich bin nicht der Nabel der Welt. Ich brauche nicht immer mehr und Tolleres, um mich zu beweisen. Doch mit dem Ablegen ist es nicht getan. Denn dann würden wir leer und nackt als Christen dastehen. Der nächste Schritt ist, sich erneuern zu lassen. Das richtet sich an unser Denken, an unseren Verstand. Es ist nicht Gefühlssache, zu Jesus zu gehören. Denn Denken ist ein bewusster Akt. Wie David (siehe Predigtreihe über 1. und 2.Samuel) sich immer wieder von Gott erneuern ließ und sich bewusst ihm wieder zugewandt hatte, so ist es auch für uns die Chance, Jesus als die Mitte unseres Lebens zu akzeptieren, ihm die zentrale Rolle bei der Lebensführung und Lebensplanung zuzugestehen. Bewusst formuliert der Apostel hier wohl im Passiv. Wir können uns nicht selbst erneuern. Das wäre dann ein äußerliches Fassadenrenovieren. Wir können diese Erneuerung unseres Inneren nur geschehen lassen. Einfacher wird es, wenn wir Jesus Raum in unserem Alltag zugestehen. Phasen der Erneuerung können wir einplanen und in ihnen zur Ruhe kommen, um Jesus auch wirklich zu hören. In diesen stillen Begegnungen kann sich viel Lebensentscheidendes ereignen. Eine neue Freude am Leben, eine neue Liebe zum Ehepartner, neue Kraft für die Arbeit, nicht zuletzt wachsende Begeisterung für die Gemeinde. Aber selbst mit der Erneuerung ist es noch nicht getan. Vom passiven Geschehen- Lassen werden wir wieder in die Aktivität geschubst. Den neuen Menschen sollen wir nun anziehen. Gemeint ist hier nicht die Fassadenrenovierung oder ein äußerer Kleiderwechsel. Gemeint ist eine Verwandlung von innen heraus. Das Ich, das Personzentrum, der Motor des Lebens wird neu. Es geht darum, mit Christus erfüllt zu werden, ihn in mir wohnen zu lassen und damit zum Gegenüber Gottes zu werden. Jesus Christus ist dann die Vermittlungsstelle, die die Verständigung mit Gott ermöglicht. Bis hierher ging es um die Voraussetzungen, wie wir überhaupt zu Christen werden und als Christen dann leben können. Wenn Sie bei einem Schritt hängen geblieben sind, dann möchte ich Sie herzlich ermutigen, dranzubleiben. Sie können Jesus bitten, dass er Sie weiterführt zum nächsten Schritt. Sie können sich in der Gemeinde an eine Person Ihres Vertrauens wenden und Sie um Gebetsunterstützung bitten. Sie können auch einfach in der Gemeinschaft mit Christen die Sehnsucht nach vollständiger Veränderung wachsen lassen. Wie gesagt, die Erneuerung ist sowieso Gottes Sache, die er an uns tun will. Als ich neulich etwas in der Apotheke besorgen musste, bekam ich ein interessantes Gespräch mit. Es ging um Mittel um das Wachstum von Fingernägeln und Haaren anzuregen. Die Apothekerin stellte ein Mittel vor und meinte: "Wissen Sie, dieses Mittel wirkt an der Wurzel. Die Haare, die Sie jetzt auf dem Kopf haben, sind ja eigentlich tote Zellen. Das Mittel hat keinen Einfluss darauf. Aber das Haar, das nachwächst bekommt die ganze Power des Medikaments mit und in einem halben Jahr werden Sie den Unterschied merken. Dann ist das nachgewachsene Haar spürbar kräftiger geworden." Ist das nicht nachdenkenswert? So verhält es sich doch auch mit dem alten und dem neuen Menschen. Christus ist wirkungsvoll. Er setzt bei der Wurzel an. Er wirkt von innen. Christus ist kein Therapeutikum von außen. Er will nicht, dass wir auf Fassadenrenovierung bauen. Gute Werke, angenehmes Auftreten, möglichst keinen Streit - das könnten Kurzzeiteffekte sein, die uns viel Mühe und Selbstbeherrschung kosten und so oft nicht gelingen. Christus möchte uns von innen heraus erneuern, dass diese Haltungen und Taten wie selbstverständlich aus uns heraus kommen. Nicht abgezwungen und mit der Angst zu versagen, sondern natürlich und von ihm inspiriert. Schauen wir noch mal auf unsere Gemeindelandschaft. Christus in der Mitte verändert uns von Grund auf. Die Gruppen leben von ihm und tragen das weiter. Jeder und jede, die dazukommt, wird zuerst Christus begegnen. Er oder sie wird Schritt für Schritt ablegen, erneuert werden und anziehen. Daraus wächst der Leib Christi mit unterschiedlichen Gliedern, der sich vom Haupt Jesus Christus bestimmen lässt. Der Epheserbrief thematisiert nun sofort die sozialen Konsequenzen dieses Zusammenlebens. Obwohl Jesus Christus von innen heraus erneuert, ist das soziale Zusammenleben doch nicht ganz selbstverständlich reibungslos. Vor allem die Mahnungen im zwischenmenschlichen Bereich fallen ins Auge. So wird als erstes festgehalten, dass Jesus die Wahrheit ist. Weil er die Wahrheit unseres Lebens ist, sollen wir unsere Gespräche in Wahrheit führen. Jesus ist immer dabei. Wo wir uns anlügen, kicken wir ihn, die Wahrheit, aus unseren Gesprächen heraus. Es geht also vor allem um Jesu Gegenwart in unserem Reden, nicht um den moralischen Wert von Wahrheit und Lüge. Ich stelle mir vor, wie zwei sich im Ort treffen und sich über eine Gemeindeveranstaltung unterhalten. Sie finden einen gemeinsamen Nenner, indem sie die Schwachpunkte und negativen Beobachtungen auflisten. Da kommt unvermutet ein Dritter dazu. Auch er war in der Gemeindeveranstaltung. Doch statt in das Kritisieren und Sezieren mit einzustimmen, fragt er nur: Will Jesus, dass ihr das über die Veranstaltung sagt? Wird mit euren Feststellungen der Gemeinde gedient? Ist es euer Ziel, mit eurem Reden die Gemeinde voranzubringen? Ich bin überzeugt, diese Rückfragen werden dem Gespräch eine Wende geben. Sicher bleiben manche Kritikpunkte bestehen. Doch statt in ihnen zu baden, werden die beiden sich überlegen, wie sie sinnvoll dazu beitragen können, dass es nächstes Mal besser wird. Sie werden vielleicht ganz motiviert in den Tag gehen mit dem guten Gefühl, dass sie einen Auftrag für die Zukunft haben. Dieser Dritte ist bei unseren Gesprächen in der Gemeinde und über die Gemeinde immer schon dabei. Jesus hört zu. Er ist unsere Vermittlungsstelle zwischen Gott und uns und untereinander. Er gibt uns ganz konkrete Verhaltensregeln als Richtungsangaben, wie der "neue Mensch" seine Verantwortung wahrnehmen kann. Der Apostel listet nun einige Aspekte auf, die Gemeinde zerstören oder aufbauen können. Ich möchte die positiven Richtungsangaben hervorheben. Sie sind die Maßstäbe, an denen wir unser Leben orientieren können und die uns motivieren, bei den negativen uns verändern zu lassen. Zu den aufbauenden Verhaltensweisen gehört offenbar unsere ganz weltliche Arbeit. Redliche Arbeit tun gehört zu unserem Leben auch als Christen. Doch diese Arbeit, die in der Bibel auch als schweißtreibende Mühe bezeichnet wird, hat einen Sinn bekommen. Mit der Arbeit und dem Verdienst werden wir in die Lage versetzt, viel Gutes zu tun. Ob wir uns an dem biblisch verordneten Zehnten unserer Einkünfte halten oder darüber hinaus mit unserem Geld helfen, es ist eine Art als neuer Mensch nach Gottes Willen zu leben und seine Erneuerung in die Tat umzusetzen. Als nächstes werden gute und ermutigende Worte erwähnt. Was sind "gute Worte"? Fragen Sie sich ruhig persönlich, was für Sie ein gutes Wort ist. Vielleicht geht es Ihnen ähnlich wie mir. Ich liebe kurze ermutigende Sätze, die ich auch geschrieben vor mir sehe. Da schickt mir jemand eine Postkarte mit einem Spruch. Ich stelle sie mir auf den Schreibtisch, der Spruch geht lange Zeit mit mir. Eine andere Art von ermutigenden Worten sind die, die mich ganz persönlich in meiner Situation abholen. Da fragt jemand nach, wie es mir geht und ob es ein ganz spezielles Anliegen gibt, für das er die nächsten Tage beten kann. Da drückt mir jemand vor einem wichtigen Termin die Hand und sagt, ich denk´ an dich. Da reißt mich jemand heraus aus einer miesen Stimmung und fragt: Willst du dich nicht wieder den Blumen am Weg zuwenden, statt immer auf den Schotter zu starren? Und noch eine weitere Art ermutigender Worte sind mir wichtig. Nämlich die, die Jesus ins Leben holen. Es sind Worte die mir versichern, dass Jesus Grundlage, Kraft und Ziel ist und ich mich darauf unbedingt verlassen kann. Dann geht es um Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft. Jedem wird es einleuchten, dass hier zentrale Punkte unserer christlichen Existenz angesprochen sind. Nicht umsonst erwarten das auch unsere Mitmenschen von uns, dass wir zu ihnen freundlich sind und ihnen helfen, wo es dran ist. Doch ich möchte mal andersherum nachhaken. Kann es sein, dass wir viel lieber helfen als uns helfen zu lassen? Kann es sein, dass Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft in der Gemeinde wie eine Art Einbahnstraße funktionieren, wo wir alle geben wollen, aber nicht annehmen können? Es fällt ja auch leichter, einen Kuchen mitzubringen als zu sagen, du, kannst du mir einen Kuchen backen? Es fällt leichter, eine Arbeit selbst zu erledigen, als andere anzusprechen, ob sie helfen können. Doch wir leben so nicht aus der Kraft Gottes, der uns verändert hat. Wir haben immer noch unser dickes altes Ich in uns, das uns glauben macht, wir sind die Besten, die alles selbst machen können. Wir halten uns an uns selbst fest und merken nur manchmal, wie uns die Freude und Lust schwinden und wir uns mit unserem Aktivismus überfordern. Jesus gibt uns eine andere Richtungsanweisung. Er fordert uns dazu auf, zu helfen und unseren Dienst zu tun. Aber weil er es ist, der uns zuerst hilft, dürfen wir uns auch mit gutem Gewissen helfen lassen. Er ermutigt uns, einander zu begleiten und auch deutliche Signale zu geben, wo und wann wir Fürbitte brauchen oder konkrete Hilfe. Er ermutigt uns, die Freundlichkeit des Bruders und der Schwester anzunehmen und sie ganz persönlich als ein Geschenk Jesu zu genießen. Das lässt unser Zusammenleben reicher werden, bringt uns näher zusammen und befreit uns vor dem Wahn, alles alleine zu können. Einen ganz zentralen Punkt nennt der Apostel, wenn er von Vergebung spricht. Unser Zusammenleben basiert auf Jesus Christus, der uns erneuert hat, doch in den konkreten Konsequenzen bleiben wir nicht fehlerfrei. Wir sind auf Vergebung Gottes angewiesen. Je mehr wir auch in der Gemeinde miteinander leben, desto mehr Chancen gibt es für Verletzungen. In der Unfallstatistik rangieren die Haushaltsunfälle an erster Stelle. So ist es auch bei uns Christen. In unseren eigenen vier Wänden geschehen die meisten Unfälle, Verletzungen, Zusammenstöße. Dies ist Realität. Die große Chance, die Jesus Christus uns
eröffnet, dass es für diese "Haushaltsunfälle" Heilung gibt.
Wir können dafür seine Kraft in Anspruch nehmen und sie erbitten,
dass wir auch untereinander immer wieder ins Reine kommen.
Doch festzuhalten bleibt: Jesus Christus ist in der Mitte und er ist die Grundlage, er verändert von innen heraus. Er rückt uns zurecht, zeigt auf das, was bei uns Not tut. Verschiedene Eckdaten dazu seien noch einmal genannt:
Wo fange ich heute an und wo fangen Sie an? Cornelia
Trick
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