Gottesdienst am 25.05.2008
Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
eine junge Frau fährt
mit ihrem Freund und einer Freizeitgruppe mit jungen Leuten in die Ferien.
Sie mischen sich unter die anderen Jugendlichen. Die junge Frau ist viel
mit der der Mädelsgruppe unterwegs. Ihren Freund sieht sie nur im
Vorbeigehen. Nach ein paar Tagen nimmt er sie beiseite und wirft ihr vor:
"Immer hockst du bei den Mädchen. Bin ich dir denn ganz egal? Siehst
du mich gar nicht mehr, willst du lieber mit den Mädels rumhängen
als mit mir zusammen zu sein? Kannst du dich nicht mal eindeutig zu mir
bekennen? Schließlich bin ich dein Freund!" Der junge Mann fühlte
sich in der Freizeitgruppe offenbar vernachlässigt. Er wollte von
seiner Freundin ein Bekenntnis zu ihrer Liebe. Er wollte von ihr bestätigt
bekommen, dass ihre Beziehung einzigartig ist und immer an erster Stelle
steht.
Mit einer Liebesbeziehung
vergleicht Gott sein Verhältnis zu uns Menschen. Einzigartig möchte
er für uns sein. Er leidet darunter, wenn wir mit anderen abhängen
und ihn unbeachtet nach uns rufen lassen.
Angefangen hat diese Liebesbeziehung
Gottes zu uns mit seiner Liebe zu dem kleinen, wehrlosen Volk Israel zur
Nomadenzeit. An diesem Volk wollte Gott seine Liebe exemplarisch werden
lassen. Sein Bund mit ihnen sollte der ganzen Welt zeigen, wie groß
und wie wichtig Gott für uns Menschen ist. Doch würde Israel
ihm treu bleiben?
Gott forderte sein Volk
immer wieder heraus, sich eindeutig zu ihm zu bekennen. Ihr Bekenntnis
sollte an ihrem Verhalten ablesbar sein. Er wollte keine Lippenbekenntnisse,
die nicht durch das Leben gedeckt waren. Das Volk sollte ihm treu bleiben
und sich nicht mit "anderen Jungs und Mädchen" einlassen. Das Volk
sollte seine Weisungen befolgen, die den Bund festigten. Ein besonderes
Bekenntnis gab Gott Mose, den das Volk als Propheten anerkannte, der Gottes
Worte weitergab. Dieses Bekenntnis steht direkt hinter den 10 Geboten und
gehört zu ihnen. Es ist wie das Vorwort zu allen Einzelbestimmungen.
Wer dieses Bekenntnis mitspricht, weiß, warum er die 10 Gebote als
Leitlinien seines Lebens anerkennt.
5.Mose 6,4-9
Höre, Israel, der HERR
ist unser Gott, der HERR allein. Und du sollst den HERRN, deinen Gott,
lieb haben von ganzem Herzen, von ganzer Seele und mit all deiner Kraft.
Und diese Worte, die ich dir heute gebiete, sollst du zu Herzen nehmen
und sollst sie deinen Kindern einschärfen und davon reden, wenn
du in deinem Hause sitzt oder unterwegs bist, wenn du dich niederlegst
oder aufstehst. Und du sollst sie binden zum Zeichen auf deine Hand, und
sie sollen dir ein Merkzeichen zwischen deinen Augen sein, und du sollst
sie schreiben auf die Pfosten deines Hauses und an die Tore.
Glaubensbekenntnisse, die
wir sprechen, beginnen mit "Ich glaube an ..." Damit grenzen wir uns von
Andersgläubigen ab. Bekenntnisse sind in der Geschichte der Kirche
meistens Kampfansagen gegen Irrlehre gewesen. Dieses Glaubensbekenntnis
lässt deshalb aufhorchen. Hier geht es nicht darum, dass ich meinen
Glauben vor Ungläubigen bekenne oder mich von ihrer anderen Lehre
abgrenze. Hier geht es überhaupt nicht um mich und meinen Glauben,
sondern um Gott. Gott stellt klar, wer er ist und was er von seinen Menschen
will.
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Er will, dass sein Volk auf
ihn hört. Gott fordert eine Unterbrechung, eine Pause und Neuausrichtung
auf ihn. Er will die Herzen wieder auf ihn ausrichten, die Verbindung wieder
vollständig herstellen. Wer ein kleines Radio mit Antenne hat, kennt
das Thema. Ist die Antenne nicht im richtigen Winkel zum Sender, wird es
im Radio rauschen, kein vernünftiger Ton ist zu hören.
Bei
einem ortsfesten Radio reicht es normalerweise, die Antenne einmal auszurichten.
Bei uns Menschen sieht das anders aus. Wir sind beweglich und ändern
ständig unseren inneren und äußeren Standort. Wenn wir
nicht Pausen einlegen, um uns wieder neu an unserem Sender auszurichten,
wird es in uns rauschen. Es ist nötig, auf Gott zu hören und
dabei innezuhalten. Da Gott einzig ist, gibt es nur diesen Sender, der
für uns Bedeutung hat. Es macht keinen Sinn, immer wieder Senderdurchlaufsuchen
zu starten. Wir werden immer bei dem einen landen, spätestens am Ende
dieser Tage. So macht es Sinn, gleich den richtigen Sender zu wählen
und das Leben auf ihn auszurichten.
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Wer auf Gott hört, wird
wahrnehmen, dass Gott sein Volk liebt. Diese Liebe schreit nach Antwort.
Gott zu Lieben mit der ganzen Person (ganzem Herzen), mit allem Wollen
(der ganzen Seele) und mit dem Handeln (der Kraft, die von Gott kommt),
ist Reaktion auf Gottes exklusive Liebe. Mit ihm in dauerhafter Gemeinschaft
zu bleiben, führt zu einem konsequenten Lebensstil. Sein Reden soll
unser Herz beeinflussen, damit unser Zentrum, die Schaltzentrale unseres
Lebens. Sein Reden soll uns immer von Augen sein und unser Denken durchdringen.
Seine Worte sollen unser Handeln so beeinflussen, als ob sie auf unsere
Hände tätowiert wären. In unserem Zuhause soll für
uns und andere sichtbar werden, dass Gott uns bestimmt und wir zu ihm gehören.
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In der hebräischen Ursprache
ist der 3. Buchstabe des ersten Wortes und der dritte Buchstabe größer
geschrieben. (übertragen: DeR Herr ist unser Gott, der Herr allEin.
Die beiden Buchstaben bilden ein Wort, das soviel bedeutet wie "Zeuge sein".
Wer der Aufforderung Gottes folgt und sich zu Gott, dem alleinigen
Herrn, bekennt, ist Zeuge für Gott und hat die Aufgabe, dies
weiterzugeben. So ist es nur folgerichtig, dass dazu angeleitet wird, den
Kindern das Bekenntnis zu Gott nahezubringen und sie in diesem Glauben
zu unterweisen.
Höre, Israel!
Gott spracht zu seinem Volk.
Vor Christus sprach Gott bevorzugt durch seine Propheten, auch Mose gehörte
dazu. Bemerkenswert an diesem Reden Gottes war:
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Für die Hörenden
war Gottes Reden ein einzigartiges Erlebnis, das sie in den Grundfesten
ihres Lebens erschütterte. So stand Mose vor dem brennenden Dornbusch
und erhielt seinen Lebensauftrag. Er näherte sich Gott auf dem Berg
Sinai und hörte Gott aus einem mächtigen Gewitter reden. Auch
Jesaja und Jeremia, Hesekiel, Daniel und die so genannten kleinen Propheten
hörten Gott und änderten ihren Lebensweg nach diesem Hören.
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Die Hörenden wussten,
dass Gott redete. Sie mussten nicht lange prüfen, ob es wirklich Gottes
Stimme war. Die Worte Gottes waren klar und unmissverständlich von
ihm.
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Die Propheten erhielten eindeutige
Aufträge. Ein Jona wusste, dass er nach Ninive gehen sollte. Er musste
kein Gremium zusammen rufen, um die Weisung Gottes zu prüfen.
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Wer Gott reden hörte,
begegnete Gott selbst. Er musste nicht Gottes Gestalt sehen, die Worte
genügten.
Das Problem des Volkes Israel
war nicht, dass Gott missverständlich mit ihnen redete, sondern dass
sie aus der Liebesbeziehung zu ihm immer wieder heraus fielen. Der Sender
blieb zuverlässig und konstant. Auch das Radio - der Prophet - gab
das Wort Gottes richtig wieder. Aber das Volk, zu dem Gott sprechen wollte,
hatte den Raum verlassen, in dem das Radio stand, und sich anderen Geräuschquellen
zugewandt. Auf diesem Hintergrund ist es verständlich, dass Gott seinem
Volk einen neuen Vertrag vorlegt: "Der Herr ist Gott, der Herr allein -
deshalb bleiben wir nahe bei seinen Propheten, um ihn hören zu können".
Zur Zeit Jesu redete Gott
durch Jesus selbst. Menschen, die mit Jesus in Berührung kamen, hörten
Gott durch ihn. Kurz vor seinem Tod, als Jesus mit den Jüngern noch
einmal zusammen saß und sie auf seinen Tod vorbereitete, fragte ihn
der Jünger Philippus: "Zeige uns den
Vater!" und Jesus antwortete ihm: "Schon so lange bin ich bei euch, und
du kennst mich nicht, Philippus?" (Johannes
14,8-9) Die Jünger hörten durch Jesus Gott reden. Sie begegneten
in Jesus Gott.
Von der Apostelgeschichte
bis heute hören wir Gott durch seinen Heiligen Geist reden. Der Heilige
Geist wohnt in den Menschen, die zu Jesu Ja gesagt haben. Der Heilige Geist
gibt Jesu Worte im eigenen Herzen wieder, er ist die innere Stimme Gottes,
das Radio, das immer an sein sollte. Im Umkehrschluss heißt das,
nur wer den Heiligen Geist hat und sagen kann: "Jesus ist für mich
gestorben und lebt", ist fähig, Gottes Anrede ganz persönlich
zu hören. Wer diese Gewissheit nicht hat, kann über Gott reden,
ihn zitieren und an Christen sein Reden ablesen, aber er oder sie kann
es nicht selbst hören.
Der Schlüssel zum
Hören Gottes ist die Liebesbeziehung zu ihm, ganz nah bei ihm zu sein
und seiner Stimme die oberste Priorität im Leben einzuräumen.
Dann gewinnen die Worte Gottes direkte Bedeutung für mich und bleiben
nicht allgemeine Wahrheiten für irgendjemand ungleich mir.
Höre auf Gottes Stimme!
Der Heilige Geist lässt
uns Gottes Stimme hören, besonders in der täglichen Andacht,
beim Lesen der Bibel und im Gebet. Mit seinem Reden macht er seinen Anspruch
auf mein Leben deutlich und öffnet mir die Augen für bestimmte
Fragestellungen. Ich habe das während der Vorbereitung auf diese Predigt
sehr krass erlebt, vielleicht auch, weil ich besonders sensibel für
das Thema wurde. Mitten in der Formulierung eines Satzes glitten meine
Gedanken vom Konzept ab, und ich hatte den dringenden Impuls, einen Mitarbeiter
anzurufen, dessen Aufgabe ich nach den Sommerferien übernehmen sollte.
Eigentlich sind noch vier Wochen Zeit bis zu den Sommerferien, aber ich
wusste, jetzt sollte ich sofort anrufen. Der Anruf war ein Volltreffer,
am selben Abend war die letzte Zusammenkunft der Gruppe, um die es ging,
also höchste Zeit zur Wachablösung, die ich ohne Gottes Reden
verpennt hätte.
Wenn Gott redet, will er
sofort eine Antwort. Er redet nicht, damit ich mich den Tag über gut
fühle und seine Streicheleinheiten für mich behalte, sondern
weil er etwas in dieser Welt durch mich erreichen will. Es kommt darauf
an, was ich tue. Die Israeliten sollten Gott bekennen und es ihren Kindern
weitersagen. Ich soll das Umsetzen, das ich höre.
Mose bekam im brennenden
Dornbusch den Auftrag, das Volk in die Freiheit zu führen. Statt sofort
zu antworten, fing er an zu diskutieren. Die Diskussion ergab, dass er
Aaron an die Seite bekam, der ihm immer wieder großen Ärger
eingebracht hatte, das Goldene Kalb initiierte (2.Mose 32) und sich
gegen Mose wandte (4.Mose 12). Gott direkt und sofort zu antworten,
bringt meinen eigenen Terminkalender oft genug durcheinander. Aber so will
es Gott. Er hat die Priorität auch über meinen Terminen. Praktisch
heißt das, wenn ich erkenne, dass Gott von mir mehr Dienstbereitschaft
will, ist dieser Tag der erste, an dem ich diene, abwasche, Stühle
im Gemeindezentrum stelle. Wenn Gott meine Gedanken ganz intensiv zu jemand
schickt, werde ich diese Person sofort kontaktieren. Wenn sich im Supermarkt
ein Gespräch ergibt, dann ergreife ich die Chance. Denn Gott redet,
weil er etwas voran bringen will zu seiner Ehre. Es ist ein Vorrecht, von
ihm in seine Pläne eingespannt zu werden und ihm dienen zu können.
Oft erwarten wir, dass
Gottes Reden sofort zur Umsetzung führt. Gott sagt uns, wir sollen
Platz für mehr Menschen in der Kirche schaffen und schon wird umgebaut
und die Massen strömen. Gottes Zeitplan kann andere Termine setzen.
Abraham wartete 25 Jahre auf den versprochenen Sohn. Jesus wurde 30 Jahre,
bis er anfing, das Evangelium zu verkünden. Paulus wartete nach seiner
Berufung etwa 10 Jahre, bis er die erste Missionsreise antrat. Gott kann
uns zuerst in seine Schule nehmen, um uns auf unseren Auftrag vorzubereiten.
Er braucht manchmal Zeit, um uns zu den Menschen zu formen, die seine Aufgabe
bewältigen können. Was wichtig ist in dieser Wartezeit, die Liebesbeziehung
aufrecht zu erhalten, im Gebet verbunden zu bleiben und positiv mitzuarbeiten,
wenn Gott uns erst in die Vorbereitungslehrgänge schickt.
Wie können wir Gott
hören - und ist es dann wirklich Gott, der zu uns spricht?
Die Royal Canadian Mounted
Police, die kanadische Polizei, auch Mounties genannt, bringt ihren Mitarbeitern
bei, echtes von Falschgeld zu unterscheiden. Die Azubis bekommen nie gefälschte
Banknoten zu sehen, sondern lernen genau die Kennzeichen der echten Dollar
kennen. Die gründliche Erforschung des richtigen Geldscheins lässt
sie mühelos jede Fälschung entdecken.
Um Gottes Reden zu erkennen,
führt kein Weg daran vorbei, sein Reden intensiv in der Bibel zu erforschen.
So lernen wir, deutlich zu unterscheiden, wer zu uns redet. Und dieses
Bibelstudium festigt unsere Liebesbeziehung immer mehr.
Lassen wir uns von Gottes
Bekenntnis zu seinem Volk inspirieren. Sein Wort soll uns zu Herzen gehen,
vor Augen sein und uns zum Handeln bringen. So können wir Zeuge sein,
dass Gott, der Vater Jesu und sein Heiliger Geist unser Herr und Herr dieser
Welt ist.
Cornelia
Trick
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