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Liebe Gemeinde, liebe Freunde,
Nahe liegend ist es, den Glauben auf seinen Nutzen hin abzuklopfen. Und wenn er sich lohnt, sollte man sich diese Chance zur Lebensverbesserung auf keinen Fall entgehen lassen. So können wir uns auch fragen: Glauben wir an Gott, vertrauen wir Jesus Christus, weil wir uns davon Vorteile versprechen? Weil wir auf ein einfacheres Leben hoffen und den Segen Gottes erwarten? Das ist eine Perspektive, die ich auf Gott richten kann: Was bringt er mir? Eine andere Perspektive ist die von Gott zum Menschen. Wenn er uns liebt, will er, dass wir ihm nur aus Nützlichkeitserwägungen auf seine Liebe antworten? Freut sich die Braut, die ihrem Bräutigam das Ja-Wort gibt, wenn er sie nur heiratet, weil sie eine Millionen-Erbin ist? Sie wäre doch wohl tief enttäuscht, wenn der Bräutigam ihr ein solches Motiv für seine Liebe gestehen würde. Sie will um ihrer selbst willen geliebt werden. Ich erahne, dass Gott tief enttäuscht ist, wenn er merkt, dass Menschen nur an ihn glauben, weil sie ein gesünderes, längeres Leben führen wollten. Dieses Thema zieht sich durch die ganze Bibel. Wer ist Gott für seine Geschöpfe? Der Goldesel, der Sklaventreiber oder der wie ein Vater, eine Mutter Liebende, der für seine Kinder da ist? Eine besonders herausgestellte
Lebensgeschichte zu diesem Thema entfaltet das Buch Hiob. Es lässt
uns auf drei Bühnen schauen, die erste Bühne ist der Himmel,
dort wird eine Szene im himmlischen Thronsaal beschrieben. Die zweite Bühne
lässt die Lebensgeschichte Hiobs wie im Zeitraffer ablaufen. Die dritte
Bühne nimmt den größten Platz in Anspruch. Sie beschreibt
Hiobs Innerstes, seine Gefühle, Gedanken, seine Beziehung zu Gott
- sein inneres Leben.
Der himmlische Thronsaal Diese himmlische Szene stellt vor Fragen. Würfelt Gott mit Satan darum, wer ihm treu bleibt und wer nicht? Hat Gott kein Interesse daran, seinen treuen Hiob vor den Angriffen des Teufels zu schützen? Warum gibt er ihn preis? Verschiedene Sichtweisen auf diese Himmelsszene sind möglich.
Hiobs tiefstes Innerstes Doch Hiob bleibt dabei, er ist unschuldig. Er wendet sich von seinen Freunden ab und setzt sich direkt mit Gott auseinander. Er bestürmt ihn, um herauszufinden, ob Gott, den er für seinen Freund hielt, nun zum Feind geworden ist. Hiob breitet vor Gott sein Leben aus. Er beging keinen Ehebruch, richtete nicht andere, gab Almosen, sammelte keine Schätze, trat Feinden wohlwollend gegenüber, vergab, war bestrebt, immer Gottes Willen zu tun (Hiob 31). Wie konnte er mit diesem gerechten Lebenswandel von Gott bestraft werden? Der Lebenswandel des Hiob erinnert an die Weise, wie Jesus in der Bergpredigt ein Leben nach Gottes Willen beschreibt (Matthäus 5-7). Nahezu identisch werden die Themen sowohl bei Hiob als auch in der Bergpredigt aufgelistet. Zentrum der Bergpredigt Jesu ist das Gottesverhältnis, das im Beten des Vaterunser seinen Ausdruck findet. Genau darum geht es in den inneren Kämpfen des Hiob. Wird er, der Gottes Willen lebt wie kein anderer, bei Gott bleiben und zu ihm beten: "Dein Wille geschehe, wie im Himmel so auf Erden"? Dass Hiob dieses Gebet nicht sofort sprechen kann, zeigen seine heftigen und ehrlichen Aufschreie. Dass er am Ende der Reden genau in diese Bitte einstimmt, ist Ziel seiner Auseinandersetzung mit Gott selbst. Hiob 19,23-27 Hiob erfährt sich als in einem Rechtsstreit stehend. Ankläger ist Gott, der Angeklagte ist Hiob. Wichtig ist für Hiob, einen Verteidiger an seiner Seite zu haben, der ihn aus diesem Rechtsstreit herauspaukt. Doch wer ist sein Verteidiger? Seine Freunde haben versagt. Statt ihn zu verteidigen, sind sie zu Anklägern geworden. Gott hielt er vor seinem Einbruch für seinen Verteidiger, doch er sitzt jetzt offensichtlich auf der Anklagebank. Hiob will sich damit nicht abfinden. Er ruft den Gott, den er als seinen Beistand kannte, auf gegen Gott, der ihm zum Feind geworden ist. Hiob hält in extremer Spannung an Gott gegen Gott fest. Er wünscht sich nicht zuerst die Wiederherstellung seines früheren Glücks, sondern Gott zu schauen: "Danach sehnt sich mein Herz in meiner Brust." Er will Gott sehen, der nicht länger Feind bleibt, sondern wieder neu zum Freund wird und seine Zweifel auflöst. Gott antwortet Hiob Vier Aspekte enthalten Gottes Antworten, die auch über Hiob selbst hinausweisen zu Jesus Christus: 1 Gott antwortet aus dem
Wettersturm
Dass Gottes Antworten gerade aus einem Wettersturm kommt, mag für Hiob überraschend sein, hat er doch vorher (Hiob 9,16-17) Gott erlebt, wie wenn der aus einem Wettersturm auf ihn einpeitschte und ihn verletzte. Es ist nicht der strafende Gott, dem Hiob nun im Wettersturm begegnet, sondern der Souverän, der ihm deutlich macht, dass er ihn nie loslässt. 2 Gott bestätigt nicht
die Freunde
3 Gott verteidigt sich
nicht
4 Gott antwortet Hiob mit
seiner Zuwendung
Diese Zuwendung Gottes ist im Buch Hiob noch mit großem Abstand verbunden. Der Schöpfer zeigt sich seinem Geschöpf. Doch Hiob deutet über sich hinaus. Der Erlöser, den Hiob herbeiflehte, ist gekommen. Gott hat seinen Sohn Jesus Christus in unsere Welt gesandt, damit wir Gott als liebenden Vater deutlich erkennen können. Die Frage nach dem Sinn im Leiden stellt sich heute wie damals, auch wenn wir für uns nicht in Anspruch nehmen können, so gerecht zu sein, wie Hiob es mit seinem tadellosen Lebenswandel war. Immer noch liegen die Antworten der Freunde nahe, dass es die Strafe Gottes ist, dass man sich das alles selbst eingebrockt hat, dass es reine Erziehungsmaßnahme Gottes ist. Jesus gibt uns eine andere Antwort. Warum ausgerechnet wir Leid erleben, das können wir nicht erklären und beantworten, außer dass es mit dem Sündenfall in unsere Welt gekommen ist. Was zählt ist, dass auch im Leid Gott da ist. Weil Jesus das Leiden bis in die Tiefe seiner Gottverlassenheit am Kreuz als Schuldloser für uns ertragen hat, lässt er uns darin nicht allein. Gott hat ihn auferweckt und damit neue Zukunft eröffnet für alle, die sich an Jesus Christus festhalten. Leid soll nicht mehr von Gott trennen und zum ewigen Tod führen. Jesus ist im Leiden da für uns. Und er gibt in der Talsohle unseres Lebens Gewissheit, dass nichts uns von seiner Liebe trennen kann. Wenn wir in einer Hiobssituation sind, dürfen wir darauf vertrauen, dass Jesus uns anrührt und unseren Blick auf ihn richtet. Auch wenn es durch innere Kämpfe geht wie bei Hiob, steht Jesus zu seinem Wort: Also hat Gott die Welt geliebt, dass er seinen eingeborenen Sohn gab, damit alle, die an ihn glauben, nicht verloren werden, sondern das ewige Leben haben. (Johannes 3,16) Er lässt uns nicht los, bis wir in Ewigkeit schauen werden, was wir geglaubt haben. Cornelia
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